Mit der J/70 hält eine neue Bootsklasse Einzug am größten Stausee Deutschlands.
Nachdem im Jahr 2021 drei Mannschaften unseres Vereins mit Segler:innen von 16 bis 78 Jahren gemeinsam an den Mitteldeutschen Vereinsmeisterschaften auf der J/70 teilgenommen hatten, war die Begeisterung für diese neue Art des Segelns riesig. Es dauerte nicht lange bis die Aktiven auch andere Vereinsmitglieder mit ihrem Elan ansteckten und schon bald war klar: ein solches Boot wäre für unseren Segelclub und seiner Mitgliederstruktur hervorragend geeignet.

Die Vorteile liegen schließlich auf der Hand: Die noch junge Bootsklasse vereint die jeweiligen positiven Eigenschaften von Kielboot und Jolle und bietet dadurch viele neue Möglichkeiten für unseren Vereins- und Trainingsbetrieb. Segeln mit zwei bis fünf Personen ist ohne die Gefahr einer Kenterung möglich. Es besitzt ein großes Cockpit mit viel Platz und ist dennoch sehr agil und bringt sogar ein Gennakersegel mit. Darüber hinaus ist das Schiff leicht transportabel und somit perfekt für die wechselnden Pegel an unserem Stausee.
Damit bietet das Boot auch eine neue Perspektive für ältere Segler und bereitet Jüngeren den Weg zu einer neuen Trainingsmöglichkeit. Der enge Austausch zwischen erfahrenen Wassersportlern und ihren Schützlingen gestaltet sich im Trainingsbetrieb mit Ein- bzw. Zweimannbooten normalerweise schwierig. Auf einer J/70 ist dies hingegen problemlos durchführbar. Die Wassereinheiten könnten mit sofortigen Erklärungen zu taktischen Entscheidungen ergänzt werden und technische Korrekturen demonstriert werden.

Das Boot bietet aber auch viele weitere Möglichkeiten. Unser Verein schafft es in den letzten Jahren immer besser Kinder und Jugendliche zum Segelsport zu bringen und hat eine florierende Kinder- und Jugendabteilung. Mit Beginn des Studiums oder der Ausbildung springen die meisten Jugendlichen allerdings ab und kehren unserem Sport den Rücken. Dies liegt nicht nur an der fehlenden Zeit, sondern auch an mangelnden Perspektiven, denn der Kauf eines eigenen Bootes ist in diesem Lebensabschnitt nur selten denkbar. Die J/70 eröffnet nun die Möglichkeit, ohne größere Verbindlichkeiten am Segelsport teilzuhaben und dabei zu bleiben. Aber auch für die ältere Generation bietet dieses Boot seine Vorteile. Ein aufwändiges Slippen des Bootes ist nicht mehr notwendig, eine Kenterung nicht mehr möglich und der große Freiraum lässt ein Gelenk- und Rückenschonendes Segeln zu.
Darüber hinaus kann ein Erfahrungsaustausch zwischen Alt und Jung stattfinden. Gemeinsame Regatten könnten nicht nur die Teamfähigkeit auf dem Boot an sich, sondern auch den Vereinszusammenhalt positiv beeinflussen. Langfristig bietet das Boot durch seine Größe und die Abgrenzungen des Cockpits auch eine gefahrlose Nutzung für unsere Mitglieder mit Handicap oder kleine Kinder. So ließen sich beispielsweise inklusive Segelveranstaltungen realisieren und Kinder könnten bereits im jungen Alter an den Sport herangeführt werden.

Mit Blick in die Zukunft eröffnet die Bootsklasse viele herausragende Optionen zur Entwicklung. Sie ist international aufgestellt und hat in ganz Deutschland große Regattafelder. So gibt es beispielsweise den „Helga-Cup“ als reine Frauenregatta oder inklusionsbasierte Projekte für Blinde und Gehörlose. 

Im Kontext der LEADER-Förderung Saale Orla ist es uns gelungen die Regionale Aktionsgruppe (RAG) des Saale Orla Kreises (SOK) zu überzeugen und so die Finanzierung und Realisierung dieses anspruchsvollen Vorhabens zu ermöglichen.

Wir sind uns sicher, dass das Projekt unser Vereinsleben in den nächsten Jahren positiv beeinflussen wird und freuen uns  auf die Erfahrungen mit dem neuen Boot.

Hier investieren Europa, die Bundesrepublik Deutschland, im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.